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Freundschaften pflegen.

„Welches sind ihre zehn besten Freunde?“

Diese Frage, so heißt es, werde gelegentlich in Einstellungsgesprächen gestellt. Offensichtlich wollen die Personaler damit irgendetwas über die soziale Kompetenz der Jobbewerber herausfinden. Irgendwo hatte ich es schon mal geschrieben: Ich wüsste gar nicht, ob ich überhaupt zehn Freunde nennen könnte. Geschweige denn zehn „beste“ Freunde und dazu noch andere. Vielleicht liegt es an meiner norddeutschen Reserviertheit, aber mit dem Begriff „Freund“ gehe ich sparsam um. Nicht jeder Bekannte, selbst wenn ich ihn sympathisch finde oder öfters mit ihm zu tun habe, ist deswegen gleich ein Freund. Und wenn ich jemanden doch als Freund bezeichne, dann hat das eine besondere Bedeutung. Dann geht es um eine belastbare Beziehung.

Es ist aus dieser ziemlich hanseatisch geprägten Sicht nicht einfach, etwas Allgemeingültiges über das Thema zu schreiben. Also Vorsicht! 😉

Würfel4

Aber wieso komme ich überhaupt darauf?

Vor einiger Zeit erzählte mir eine Autistin, ihre Freunde hätten zu ihr gesagt, sie solle ihre Freundschaften besser pflegen. Und sie fragte mich, was es denn heiße, Freundschaften zu „pflegen“. Weiterlesen …

Verbale und mentale Verirrung.

Ein Blogbeitrag von Robo betrachtet einen Artikel von Helene Hegemann im Feuilleton der FAZ. Hier, nach meiner anfänglichen Weigerung, mich mit dem FAZ-Text zu befassen, mein eigenes Statement. Hegemann kritisiert die Gesellschaft am Beispiel des Hochstaplers Felix Krull pauschal als hochgradig egoistisch und perfide. Und nur ein „neuer Autismus“, so der Teaser, könne „uns“ retten. Weiterlesen …

Abschied von Sara, der Sternenreisenden.

Sara

Das von Saras Freund Chris aus altem Eichenholz gestaltete Ankh, ein Zeichen für das Leben. Nicht einmal dieser Erinnerung an Sara wurde hier ein bleibender Platz vergönnt, – es wurde geraubt… (Foto Chris Blaser)

Der Himmel ist heller, die Erde ist dunkler geworden. Fabienne Sara Ferrer ist nicht mehr unter uns. Vor einem Monat, am 4. Dezember ist sie gegangen. Aus freiem Entschluss brach die „Sternenreisende“ in eine andere Welt auf. Es scheint, als wäre auf der Erde kein Platz für Wesen aus dem Feenreich…

Ihr mutiger und ergreifender Blog „Saras World“ hat mich immer tief berührt! Zur Erinnerung an diesen wunderbaren Menschen reblogge ich ihren letzten Beitrag, möchte dabei aber allen die Lektüre ihrer Lebensgeschichte von Anfang an empfehlen.

Saras World

Sie kehren wieder.
Die Schmerzen der Vergangenheit.
Manchmal sind sie so fern verschlossen von mir.
Dann fühle ich einfach nichts. Gar nichts. Eine endlose erschreckende Leere.
Aber dann gibt es Zeiten, wo der Schmerz allgegenwärtig ist.
Er endet dann tagelang nicht und quält mich stundenlang in Form von körperlichem Schmerz oder Flashbacks mit Bildern und Stimmen.

Depressionen, endlose Schwärze, elende Finsternis in mir.
Es sind zu viele Bilder, zu viele Informationen von früher.
Wieviele male stand ich dem Tode so nahe und bin doch geblieben.
Es gibt zwei Seiten in mir die ich mir bewusst bin.
Die Seite in mir mit Schmerz und die Seite die keinen empfindet.

Ich bin froh wenn ich überhaupt etwas empfinde, aber muss es denn gleich immer so viel sein?
Und meine Gedanken, können sie nicht endlich mal leise sein?
Ich kann schlafen, endlich einmal nach Jahren und doch werde ich den Schmerz von früher…

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Die Neurotypischen aufklären! Aber wie?

Gerade las ich einen Beitrag im Blog Denkmomente. Die Autorin Marion Schreiner schildert darin das Problem, mit ihren Bedürfnissen als Autistin nicht ernst genommen zu werden. Auch dann nicht erst genommen zu werden, nachdem die Diagnose klar war, oft auch nicht im eigenen Freundeskreis und in der Familie. Sie schreibt:

Das schlimmste Gefühl auf der Welt ist, wenn einem nicht geglaubt wird. Während meiner Recherchen zu dem Syndrom und Gesprächen mit Ärzten und Therapeuten, versuchte ich mich mit meinen Problemen meiner entfernteren Familie und meinem Freundeskreis mitzuteilen, traf aber auf wenig Verständnis. Sie verstanden nicht, warum nicht weiterhin so funktionieren konnte wie früher. Nur wenige setzten sich mit mir und meinem Problem auseinander und sind heute noch eng befreundet mit mir. In anderen Kreisen höre ich hinten herum schon wieder den Satz „Die simuliert doch nur. Die war schon immer komisch“.

Spontan dachte ich, man müsste die Freunde, die Familie und die Nachbarn doch einfach informieren. Ihnen schlicht und einfach erklären, was los ist. Wenn man als Autist selber weiß, warum man so ist, sollte das doch kein Problem sein. Ist es aber offensichtlich doch! Aber warum? Weiterlesen …

Chat als Chance.

In meiner Studienzeit war ich mit einem jungen Ehepaar, Pia und Daniel*, befreundet. Wir trafen uns oft, aber irgendwann zogen sie um, ich ging auf Studienreisen und machte mein Examen, – wir verloren einander aus den Augen.

Nach einigen Jahren traf ich Daniel wieder. Sein Sohn – ich hatte den kleinen Martin noch als Baby in Erinnerung – war inzwischen zehn Jahre alt geworden. Und wie alle stolzen Papis erzählte Daniel, was Vater und Sohn denn so zusammen machten. Z. B. dass sie beide ihre Computer im Hobbykeller des neuen Hauses aufgebaut und sich gegenseitig E-mails geschrieben hätten. Martin sei ja Autist, und das hätte ihm riesig Spaß gemacht.

„Ah ja, schön!“ sagte ich, konnte aber selbst nicht richtig etwas damit anfangen. Die saßen also beide im selben Raum, jeder vor seiner Kiste, und schickten einander E-Mails. Damals, zu der Zeit, als Mark Zuckerberg noch in die Windeln machte und das Wort „Internet“ gerade erfunden wurde, war das noch teuer. Mails wurden einzeln abgerechnet. Aber Daniel, nach dem Hauskauf extrem knapp bei Kasse, gönnte seinem Sprössling das Vergnügen.

Und was, um Himmels Willen, sollte das mit Autismus zu tun haben? Weiterlesen …

Liebe, Zärtlichkeit, Irritationen.

In ihrem Blogpost „Beziehungsfrage“ erzählt autzeit, dass von neurotypischen Seminarteilnehmern häufig die Frage kommt, ob Autisten Beziehungen – gemeint sind Liebespartnerschaften – eingehen könnten. Und, sobald das Vorurteil über die angebliche Liebesunfähigkeit ausgeräumt ist, käme als nächstes die Frage, wie es denn in so einer Partnerschaft mit Berührungen, also mit  Zärtlichkeit ginge. Das scheint den Neurotypischen ein Rätsel zu sein.

Umgekehrt lese ich aus dem Artikel die Verwunderung darüber heraus, wie sehr für uns Neurotypische Liebe und körperliche Zärtlichkeit miteinander verknüpft sind. Die „Kuschelfrage“ war für das Publikum des Seminars so wichtig, dass sie andere Aspekte des Themas Freundschaft und Liebe (z. B. „Wie kann ein Autist Kontakte knüpfen?“) völlig verdrängte.

Irritation also auf beiden Seiten.

Das erstere, also die Fragerichtung der Neurotypischen, lässt sich, glaube ich, leicht erklären. Viele kommen mit der Fehlinformation, Autisten hätten ein generelles Desinteresse an Mitmenschen. Zumindest hatte ich früher dieses Vorurteil. Weiterlesen …

Der Wechselbalg. Über die Schwierigkeit, ein andersartiges Kind zu akzeptieren.

Heute erzähle ich euch eine Volkssage. Eine Geschichte mit einem, wie wir später sehen werden, bitteren Hintergrund. Ich hoffe, ihr habt starke Nerven!

Einem Ehepaare in Plau wurde ein Kind geboren, das nach zwei Jahren nur einen Schuh lang war, einen gewaltig großen Kopf hatte und durchaus nicht sprechen lernen wollte. Sie klagten ihr Leid einem alten Manne, der sagte: „Gewiss haben die Unterirdischen euer Kind ausgetauscht. Wenn ihr darüber Gewissheit haben wollt, so nehmt eine leere Eierschale, gießt in der Gegenwart des Kindes frisches Bier hinein und bringt es durch Hefe in Gärung. Wenn das Kind anfängt zu sprechen, dann ist meine Vermutung richtig.“

Sie taten, wie ihnen geraten worden. Kaum war das Bier in Gärung, da rief das Kind: „Ik bün so olt as Böhmer Gold, doch dat seih ikj toum irsten Mal, dat man Bier brukt in Eierschal.“

Die Eltern beschlossen nun, in der nächsten Nacht das Kind in die Elde zu werfen. Als sie aber nach Mitternacht aufstanden und an die Wiege traten, lag darin ein blühendes kräftiges Kind. Die Unterirdischen hatten es zurückgebracht und das ihrige weggeholt.

Solche Wechselbalgsagen gibt es viele, in verschiedenen Varianten. Meistens haben sie ein happy ending: Die Unterirdischen, also das Zwergenvolk, geben das entführte Menschenkind zurück und holen ihr eigenes wieder. Die Realität, die hinter diesen Erzählungen steht, sah anders aus. Da geht es um die Tötung behinderter, in den Augen der Bevölkerung missgestalteter oder sonstwie andersartiger Kinder durch ertränken, verbrennen oder aussetzen in einer abgelegenen Gegend. Das ist früher so vorgekommen. Ein grauenvolles Geschehen.

Für die Angehörigen war so etwas nur erträglich, wenn sie sich einer Illusion hingaben. Weiterlesen …

Das Wissen liegt auf der Straße (RW)!

Manchmal verstehe ich die Welt nicht. So wie jetzt mal wieder.

Die AS-Aktivistin Sam Becker schilderte gestern das Erlebnis einer Klientin, die mit ihrem zweieinhalbjährigen autistischen Sohn zur Therapie war (ohne Namensnennung natürlich). Die Therapeutin hat mit dem Kleinen auf dem Boden gepuzzelt. Irgendwann hatte der Lütte keine Lust mehr und hat aus dem Fenster geguckt. Normal, so weit nicht ungewöhnlich. Aber er sollte dann aufräumen. Auch normal, in dem Alter kann man das ja schon mal üben. Dazu hatte er auch keine Lust. Auch normal, welches Kind räumt schon gerne auf!

Was dann kam, war aber nicht mehr normal. Weiterlesen …

Wenn es um viele Ecken geht… Orientiertung Teil 2.

Nun die  Fortsetzung meines Artikels über meine persönliche räumliche Orientierung. (Teil 1 hier.)

Mein Weg zum Einkaufen im Supermarkt ist simpel. Vor der Haustür nach rechts (Norden), hinter dem Spielplatz nach links und über die Straße, also nach Osten, dann die erste Straße rechts (wieder Norden), und dann sehe ich auch schon das Einkaufszentrum. Ich könnte ruckzuck eine Skizze zeichnen und auch viele Details und weitere Straßenzüge  eintragen.

Wenn der Weg aber lang ist, es oft um die Ecke geht und die Abzweigungen nicht immer schön rechtwinklig sind, geht das nicht. Die „Karte im Kopf“ reduziert sich immer mehr auf das Wesentliche, je länger und komplizierter die Strecke wird. Und sie wird segmentiert. Weiterlesen …

Neues Design.

Wie ihr seht, bin ich auf ein anderes theme, also ein neues Webdesign für diesen Blog umgestiegen. Das vorherige (Enterprise) hatte ich damals gewählt, weil es sehr übersichtlich und nüchtern ist, ohne ablenkenden Schnickschnack. Damit meinte ich einer autistischen Leserschaft entgegenzukommen. Allerdings ist dort der Bildhintergrund grell weiß, was durch den harten Kontrast von Schrift und Hintergrund keinen so guten Lesekomfort bietet.

Das neue Theme (Titan), das ich auch für meine anderen Blogs verwende, hat einen etwas grau abgetönten Hintergrund. Ich hoffe, das ist nun ein bischen angenehmer. Die „Reiter“ für die einzelnen Kategorien sind weiterhin oben, was mir für die Navigation auch sehr wichtig war. Links (Verknüpfungen) sind jetzt nicht mehr unterstrichen, sondern fett blau.

Ich würde es alles natürlich gerne noch schöner und individueller gestalten, aber dazu müsste ich auf ein aufwendigeres theme umsteigen, dass dann nicht mehr kostenlos wäre. Und dafür fehlt mir leider das Geld. :-/

Ich hoffe, ihr könnt euch mit dem neuen Aussehen anfreunden! 🙂